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Hinweise zum Film »LILIAN-die Farbe der Freiheit« Der Film basiert auf einem Traum, den mir meine Frau 2002 erzählt hat, als wir in Kalifornien waren. Sie erzählte mir, dass sie sich in einer Todeszelle befand und gehängt werden sollte. Ich recherchierte und erfuhr, dass 1937 in San Quentin, einem Gefängnis nahe San Francisco, das letzte Todesurteil durch Erhängen vollstreckt wurde. Wie ich auf die übrigen Ideen des Plots kam, weiß ich nicht mehr so genau. Nach und nach setzte sich aber eine Geschichte zusammen, die ich mit einem einfühlsamen Regisseur zusammen erzählen möchte. Zu den Motiven im Film Lilian ist eine Prostituierte. Eine starke und schöne Frau mit klaren Prinzipien. Sie weiß nichts von ihrer wahren Herkunft, das wurde ihr gegenüber immer verschwiegen. Sie glaubt, die Tochter von Francesco da Sylva zu sein, den sie verachtet. Auch deshalb, weil er sich ihr einmal genähert hat, als sie 12 Jahre alt war. Auch andere Erlebnisse, die sie mit Männern hatte, brachte sie dazu, ihnen »nur noch meinen Arsch« zu geben. Und auch nur dann, wenn sie viel bezahlen und zu hohen Kreisen gehören. Ein Großteil des Geldes bringt sie ihrer Familie, da der Vater arbeitslos ist und die Mutter nicht mehr arbeiten kann. Ansonsten arbeitet sie als Tänzerin in der Jazz-Bar »Blue Saloon«. Tänze zur Jazzmusik hinter einer Leinwand waren in den 1930-ern durchaus üblich, oft waren es einfache Striptease-Tänze. Was Lilian daraus macht, sind pantomimische Tänze mit politischem und gesellschaftskritischen Inhalt. Stoff dazu bezieht sie aus den Filmen, die sie in einem Wochenschaukino sieht. Eine besondere Eigenheit von Lilian ist, dass sie mitunter in andere Welten abtaucht, was man auf eine Nahtoderfahrung, die sie als Kind nach dem Sturz von einem Baum machte, zurückführen kann. Sie fällt in den Kinos regelmäßig in eine Art epileptischen Anfall, in eine Trance - eingeleitet durch das Stroboskopenlicht des Projektors. Sie sieht dann in gewisser Weise in die Zukunft. Die andere Besonderheit ist, dass sie eine Beziehung zu Hathor, der ägyptischen Göttin der Liebe aber auch der Zerstörung hat. Hathor umfasst Leben und Tod. An diese Göttin hatte sie sich in ihrer Not als Kind gewandt. Sie hat Beschreibungen und Bilder über Hathor in einem Buch gefunden, als sie mit Vater Francesco eine Bibliothek aufsuchte. Hathor wurde also ihre Verbündete, gelegentlich aber fühlte sie sich selbst als Hathor. Ihr Zimmer im Hause der da Sylvas hat sie zu einem Hathor-Tempel umgestaltet. Niemand darf das Zimmer betreten außer ihre Mutter. In diesem Zimmer verbringt Lilian Stunden, um wieder neue Kraft zu schöpfen und zu sich selbst zu finden. Es ist ihr großes Geheimnis und ihr größter Schatz. Sie teilt das Geheimnis mit Fred, um ihm das größte Geschenk zu machen, das sie ihm geben konnte ... größer noch als ihre Jungfräulichkeit und den weißen Flügel. Sie hat zutiefst gehofft, dass Fred sich dieser Geschenke als würdig erweist, was er nicht hat. Ja, Fred war ihre ganze Hoffnung. Sie glaubte, dass jemand wie er sie endlich verstehen würde, ihre Kunst, ihre Werte, ihre Lebensart. Sie glaubte, dass die Hoffnung berechtigt war, da er so genial zu ihren Tänzen improvisierte, wie es niemand vorher vermochte. Fred, der von der Straße kam und eine gewisse Demut mitbrachte, schien auch tatsächlich ein solcher Mann zu sein. Dennoch müssen wir schmerzlich erkennen, dass er im Herzen eben doch ein Sohn seiner Zeit ist, ein Chauvinist und leicht zur verführen, ins Ego zu gehen. Aber da ist noch etwas anderes: Fred fühlt sich nicht auf Augenhöhe mit Lilian. Letztendlich weiß er, dass er diese Frau nicht verdient und nie verdienen kann. Er müsste sich ändern, dauerhaft ändern zu einem Mann, der wirklich liebt und zu seiner Liebe steht - zu einem Mann, der Charakter und Prinzipien hat. Zur Krise kommt es, als Lilian ihn braucht, als sie von ihm schwanger wird. Da zeigt es sich, dass er nicht den Charakter hat, der nun vonnöten ist. Letztendlich kreist Fred immer nur um sich selbst - und das kommt jetzt heraus. Die Lücke in seinem Charakter wird von Milli, seiner Piano-Schülerin entdeckt und ausgenützt. Diese kleine verkommene 17-Jährige hat sich Fred schon auf der Party nach dem Ballett-Abend ausgeguckt. Sie hat ihn da schon als Beute erkannt, die umso schmackhafter war, als sie seine Beziehung zur charaktervollen Lilian verstand. Die »Kirschen in Nachbars Garten« sind eben noch viel süßer. Dahinter steht ein unermesslicher Neid und sicher auch das schräge Gefühl, dass Fred etwas besseres verdient hätte, als diesen Bastard, nämlich sie. Milli ist in dem Film der Versucher, eine Botin des Teufels, indem sie Fred und seine Beziehung zu Lilian testet. Sie muss das mit ihrem Leben bezahlen. Die Szene ihrer Ermordung bringt es auf den Punkt: Sie verhöhnt Lilian, sie kostet es aus, Fred gekapert zu haben. Wieso er das Lied spielt, das er Lilian gewidmet hat, unterstreicht noch die Grausamkeit und Zynismus der Situation. Fred zerstört alles, was noch in ihrer Beziehung heil war. Hat Milli mit dem Ausbruch Lilians gerechnet? Fred hatte ihr sicher einiges erzählt, so dass sie glaubt, dass er sie beschützen würde und dass die Beziehung mit Lilian zu Ende sei. Sie kostet ihren Triumph aus, sich den Köper und die Seele von Fred einverleibt zu haben - alles andere ist für sie nebensächlich. Lilian hätte erkennen können, wei es um Fred steht, als sie sich ihm als Hathor zeigte - und er gar nichts damit anfangen konnte und sie beleidigte. Das war der Test - und Lilian hat im Grunde ihre Prinzipien verleugnet und ihm vergeben. Kompromisse können tödlich enden. Besonders wenn Menschen Kompromisse eingehen, die einen so starken Charakter haben wie Lilian. An diesem Punkt werden sich übrigens auch die Geister unter den Zuschauern scheiden. Hathor und die Todessehnsucht • Szenen immer Golden, weiß mit dunklem Kontrast Die Bauarbeiter • Szenen immer im Grundton Orange Das violette Kleid Das Messer Das Hathor-Symbol Die Golden Gate Brücke Die Musik Weiteres demnächst: Die Streiks, die Rolle des Gouverneurs, der Schluss.
Dietrich von Oppeln |